Andreas Pils · Antisemitismus · Hagen Westfalen · Nazi Kriegsverbrechen

HAGEN XI : Was machen sie heute?

Fritz Witt wurde 1944 während der Schlacht um Caen von einer britischen Granate getroffen, Albert „Papa“ Schuch starb unbemerkt 1960 in Hagen-Haspe im Alter vom 70 Jahren, ohne dass er in der Nachkriegszeit auf irgendeine Art und Weise aufgefallen wäre, und Kurt Meyer wurde 1961 mit großer Anteilnahme unter die Erde gebracht. Heinrich Vetter war als nächster dran.

Nach der Zerschlagung der „Bewegung Reich“ im Jahre 1953 und seiner anschließenden kurzen Gefängnisstrafe, wurde es ruhig um den ehemaligen Oberbürgermeister von Hagen und stellvertretenden Gauleiter von Westfalen-Süd, Heinrich Vetter. Er überließ die Drecksarbeit seiner zweiten Frau Karolina, die er 1954 geheiratet hatte, und die bis 1963  im Eigenverlag den „Deutschen Beobachter“ herausgab, der zwar nicht an die Verkaufszahlen des großen Vorgängers anknüpfen konnte, aber zumindest inhaltlich keine Unterschiede aufwies. Heinrich Vetter, der „would be hitler“, als der er in Shamokin, Penn. bekannt war, starb am 30.Dezember 1969 im Exil in Halver, einem kleinen Ort im Sauerland, 25 km entfernt von Hagen, der Stadt, in der er nach eigener Auskunft zwischen 1933 und 1945 die besten Jahre seines Lebens verbracht hatte. Ob die Stadt Hagen glaubt, dass die Jahre der Regentschaft Heinrich Vetters auch die besten Jahre ihrer Geschichte waren, sei dahingestellt.

Am 23. April 1981  starb  Carl-Horst Andreas im Alter von 76 Jahren.  Die letzten zwei Jahrzehnte hatte er hauptsächlich auf der Pirsch verbracht und kaum noch im Geschäft, besonders nicht mehr nach dem Einstieg der Dr. August Oetker KG ins Hasper Familienunternehmen im Jahre 1964. Trotz Oetkers Beteiligung war der Umsatz danach sogar noch weiter zurückgegangen und in 81 war die Andreas Brauerei immer noch oder schon wieder in großen finanziellen Schwierigkeiten. Wohl um zu retten, was von der ursprünglichen Investition noch zu retten war, erwarb Dr. Oetker noch im selben Jahr den Rest der sich noch im Familienbesitz befindlichen Anteile von Carl-Horst Witwe Trudel. Bis zu deren Tod im Jahre 1994 siechte die Andreas Brauerei noch vor sich hin, dann war es endgültig Schluss. Am 31. Dezember wurde die Hasper Brauerei geschlossen und die Produktion eingestellt. Heute wird „Andreas Pils“ als Billigmarke noch in Dortmund vom Dr. Oetker Konzern hergestellt.

Der ehemalige SS-Hauptsturmführer und Werbeleiter der Andreas Brauerei Oskar Pahnke starb am 22. Dezember 2009 im hohen Alter von 91 Jahren in Hagen. Da er sich 1971 entschloss, nach SS und HIAG noch einer weiteren politischen Organisation, der CDU, beizutreten, und er es dort auch zu regionaler Prominenz brachte, sind Pahnkes Aktivitäten in den letzten Jahrzehnten seines Lebens recht gut dokumentiert. Er war jahrelang im Vorstand der CDU Ortsunion Emst-Bissingheim tätig, avancierte 1979 zum Ratsherren der Stadt Hagen, und war danach in mehreren Positionen für die Senioren-Union auf lokaler und Bundesebene aktiv, zuletzt als Ehrenmitglied des Bundesvorstandes.

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Ex-SS und CDU: Oskar Pahnke

Daneben fand er noch Zeit für journalistische Aufgaben, wie zum Beispiel für diese herzzerreißende Geschichte über die Verteidigung des Heimatdorfes seiner Familie in Pommern gegen den heranstürmenden „Iwan „. Das Stück erschien in „Der Ostpreuße“ (Seite 13), dem Zentralorgan eines revanchistischen Heimatvertriebenenverbandes und war illustriert mit einer Karte, die Deutschland in der Zeit der Besetzung 1945 zeigt, was sowohl für „Der Ostpreuße“ und Pahnke das Ende der guten alten gewesen sein muss.. Pahnke erwähnt hier zwar seinen Kurzaufenthalt in den Niederlanden, aber nicht, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach dort für ein Kriegsverbrechen verantwortlich war. Dass er  im Dritten Reich und Zweiten Weltkrieg  als Offizier der Waffen-SS  und nicht der Wehrmacht gekämpft hatte, verschweigt er in der Geschichte völlig. Auch im offiziellen Nachruf der NRW Senioren-CDU auf ihr verstorbenes Mitglied fehlt jeder Hinweis auf Pahnkes frühere Loyalitäten, im Gegenteil wird hervorgehoben: “ … der Brückenschlag über Oder und Neiße hinweg – das alles war ihm Herzensangelegenheit.“ Angesichts der Tatsache, dass Pahnke schon 1939  zur LSSAH abkommandiert war, die sich am 1.September am Überfall auf Polen beteiligte, oder dass er für den Vertriebenenverband der Ostpreußen schrieb, der diese Brücke am liebsten von einer Pioniereinheit eines deutschen Heeres schlagen ließe, ist solch Aussage pure Satire. Noch schlimmer kam es im Nachruf der lokalen CDU in Hagen, die ihre Eulogie mit einem Zitat von Dietrich Bonhoeffer begann ( siehe Doppelwacholder.de ) Bonhoeffer war evangelischer Pastor und einer der wenigen Widerstandskämpfer im Dritten Reich und war von Pahnkes Kameraden von der SS kurz vor Kriegsende hingerichtet worden. Da sich die HIAG schon 1992 selbst aufgelöst hatte, ist keine Traueranzeige  seitens der Kameraden zum Tode Pahnkes überliefert. Ob auch die deutsch-niederländische Aussöhnung eine Herzensangelegenheit Oskar Pahnkes gewesen ist, ist nicht bekannt. Ob Pahnke und die Ortsgruppe der Hagener Senioren-CDU jemals eine Kaffeefahrt ins holländische Kerkwijk unternommen haben um billigen Kaffee und Käse zu kaufen,  ist zweifelhaft.

Es verbleibt der Herr Siegfried Lademacher in Hagen-Dahl, ehemaliger Soldat der Waffen-SS, Mitglied der „Bewegung Reich“ und Organisator für das „Deutsche Kulturwerk Europäischen Geistes“.  Wenn er noch lebte, wäre er heute 92 Jahre alt, ob er noch lebt, ließe sich mit einem Anruf beim Hagen-Dahler Imkerverein leicht feststellen. Die Nummer ist im Hagener Telefonbuch zu finden.

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